Liebe Freundinnen und Freunde des Umweltinstituts,
die
Klimakrise ist mit voller Wucht bei uns angekommen. Im Westen
Deutschlands, aber auch in den benachbarten Niederlanden und in Belgien
hat anhaltender Starkregen dazu geführt, dass kleine Bäche zu reißenden
Strömen wurden und ganze Ortschaften überspülen. Noch immer sind viele
Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Bereits jetzt sind mehr als 100
Todesopfer zu beklagen und über 1000 Menschen werden noch vermisst. Die
dramatischen Bilder und Meldungen, die uns aus der Region erreichen,
haben auch uns schockiert und zutiefst betroffen gemacht. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen, den Angehörigen und den vielen Helfer:innen vor Ort.
Vielerorts waren solche Szenarien zuvor unvorstellbar. Doch
die Klimakrise verschiebt die Maßstäbe – mit realen, bedrohlichen
Folgen, und zwar auch für uns im lange sicher geglaubten Mitteleuropa.
Die globale Erwärmung bremst atmosphärische Windströmungen, die den
sogenannten Jetstream bilden, und begünstigt so stationäre
Extremwetterlagen wie die anhaltenden, starken Niederschläge, aber auch
die extreme Hitze, die Nordamerika gerade heimsucht.
Die heute beobachtbaren katastrophalen Zustände sind Ausdruck einer jahrzehntelangen Verweigerung wirksamen Klimaschutzes
– auch durch die bundesdeutsche Politik. Unions-Kanzlerkandidat Armin
Laschet forderte gestern im Krisengebiet mehr Tempo beim
Klimaschutz – von wem eigentlich, fragt man sich da, immerhin ist
er selbst Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes und
seine CDU regiert seit 16 Jahren im Bund. Tatsächlich wurde schon am
Abend klar, dass er keineswegs daran denkt, an seinem eigenen Kurs etwas
zu ändern: „Weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die
Politik“, so Laschet in den WDR Nachrichten. Doch gerade seine Politik,
die weiterhin auf Autobahn-Neubauten setzt, ein Tempolimit verweigert,
den Ausbau von Wind- und Solaranlagen ausbremst und Kohle noch bis 2038
verfeuern will, ist Kern des Problems.
Aus Sicht von Laschets
Parteifreund Bundeswirtschaftsminister Altmaier wird Klimaschutz „nur
dann funktionieren, wenn unser Wohlstand dadurch nicht gefährdet wird“.
Doch die Bilder der zerstörten Dörfer im Hochwassergebiet zeigen
auf bedrückende Weise, wie der Klimawandel in kürzester Zeit Existenzen
zerstören kann, die sich Menschen in vielen Jahren aufgebaut haben.
Sie machen deutlich, dass wir unseren Wohlstand nur bewahren können,
wenn Politiker:innen wie Laschet und Altmaier aufhören, wirksamen
Klimaschutz zu Gunsten von Partikularinteressen zu blockieren.
Wollen
wir das schlimmste Klimachaos abwenden, so braucht es jetzt einen
radikalen Wandel im Energie-, Verkehrs- und Gebäudesektor.
Dafür, wie das gelingen kann, haben die Parteien unterschiedliche
Konzepte vorgelegt. Wir Wählerinnen und Wähler sind bei der
Bundestagswahl im September aufgefordert, darüber abzustimmen, welche
Ideen überzeugen. Die aktuellen Vorboten einer entfesselten Klimakrise
zeigen, was auf dem Spiel steht.
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